Herz-Jesu-Fest
Loreto, 12.6.1994
Wenn wir einmal im Jahr das
Herz-Jesu-Fest feiern und an Sinn und Bedeutung der Herz-Jesu-Verehrung
erinnert werden, sollten wir – das wŠre dabei das Anliegen der Kirche
– wieder einmal spŸren und erleben, dass es bei der Herz-Jesu-Verehrung
im Sinn der Kirche nicht – wie so viele heute meinen – um eine
všllig Ÿberholte, sŸ§liche, weichliche und weibische Andachtsform geht, sondern
eigentlich wirklich um die Herzmitte unseres ganzen christlichen Glaubens.
Denn was ist denn hinter allem
Wandelbaren das Unwandelbare, hinter allem Unwesentlichen das Wesentliche
unseres christlichen Glaubens und der gesamten biblischen Frohbotschaft?
Es ist die Wahrheit, dass ãGott
sosehr die Welt geliebt hat, das er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder,
der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hatÒ (Jo 3,16).
Die dichteste Verkšrperung dieser Wahrheit aber und das sprechendste Symbol
dieser Liebe Gottes zu uns Menschen ist das durchbohrte Herz des Gottmenschen
Jesus Christus.
Unsere Aufgabe als Christen wŠre
in allen Lebenslagen immer wieder zu ihm aufzuschauen.
Darum steht in der hl. Schrift so
vielsagend dreimal der Satz vom Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben.
1.
Zuerst ist davon
die Rede beim Propheten Sacharja um 520 v. Chr. Es geht da um eine ungemein
tršstliche, aber zugleich schmerzliche prophetische Weissagung. Gott spricht
durch den Propheten so: ãAn jenem Tage werde ich darangehen, alle die Všlker zu
vernichten, die gegen Jerusalem
herangezogen sind. Aber Ÿber das Haus David und die Bewohner Jerusalems
werde ich einen Geist der Erbarmung und des Gebetes ausgie§en, und sie werden
aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben; Ihn werden sie betrauern, wie man
trauert um den einzigen Sohn und bitter um Ihn klagen, wie man klagt um den Erstgeborenen.
An jenem Tage wird die Trauer Jerusalems gro§ sein... An jenem Tage aber wird
ein Quell sich šffnen fŸr das Haus David und die Bewohner Jerusalems gegen SŸnde
und BefleckungÒ. – Es geht da um die prophetische Vorausschau des SŸhne-
und Erlšsertodes des menschgewordenen Sohnes Gottes Jesus Christus.
Vorausgeschaut wird der blutige Karfreitag, an welchem nach den drei qualvollen
Stunden des Leids und der Verlassenheit des Gekreuzigten aus dem durch die
Lanze des Soldaten durchbohrten Herzen Jesu Blut und Wasser flossen. Jener Tag
war wohl der gro§e Trauertag, zugleich aber auch der gro§e Gnadentag, weil im
durchbohrten Herzen der reinigende Quell gegen SŸnde und Befleckung entsprang,
der fortstršmen sollte im reinigenden Bad des Sakramentes der Taufe und Bu§e
und im erquickenden Trank des Sakramentes der Eucharistie, in welchem im
verwandelten Brot und Wein zusammen mit dem Leib Christi uns das kostbare
Erlšserblut angeboten wird, um den Durst unserer Seele zu stillen.
2.
Die zweite Stelle
in der Hl. Schrift, wo vom ãAufschauen zu dem, den sie durchbohrt habenÒ, die
Rede ist, steht als zuverlŠssige Feststellung einer historischen Tatsache am
Ende des JohEv. (19,37): Hier bezeugt jener Apostel die Durchbohrung des Herzens
Jesu, der als einziger treu unter dem Kreuze ausgeharrt hatte und der als
Theologe und Mystiker das erlebt und erfahren hat, was die PrŠfation der
Herz-Jesu-Fest-Messe mit den Worten feststellt: Gott Vater wollte, dass ãsein Eingeborener,
da Er am Kreuze hing, von des Soldaten Lanze durchbohrt werde, damit sein
gešffnetes Herz, dieses Heiligtum gšttlicher Freigebigkeit, Stršme des
Erbarmens und der Gnade auf uns ergie§e. Dies Herz, in welchem die Glut der
Liebe zu uns nie erlischt, sollte den Frommen ein Ort der Ruhe, den B٤enden
aber als rettende Zuflucht offenstehen.Ò (was so der Apostel Johannes im
durchbohrten, gešffneten Herzen angedeutet sah, hat Christus selbst in jene tršstlichen
Verhei§ungen gefasst, die Er vor 300 Jahren der hl. Margareta Maria Alacoque
mitgeteilt hat.
3.
Die dritte
Stelle in der Hl. Schrift, wo vom Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben,
die Rede ist, steht in der GehOffb 1,7. Dort hei§t es: ãSiehe, Er kommt mit den
Wolken, und jedes Auge wird Ihn schauen, auch all jene, die Ihn durchbohrt
haben...Ò
Hier kŸndigt
Johannes, der Seher auf Patmos, die Wiederkunft Christi zum Gericht an. Er wird
einmal wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten Ÿber Lebende und Tote,
wie es der Herr selbst klar angekŸndigt hat. ãJedes Auge wird Ihn dann schauenÒ
– sein Kommen wird allgemein sichtbar sein. Alle werden dann den jetzt
noch Verborgenen schauen und da wird sich dann die gro§e Scheidung vollziehen.
Nur die GlŠubigen, die ihn mit Sehnsucht erwarten und immer wieder
sehnsuchtsvoll zu ihm, dem Durchbohrten, aufgeschaut haben, werden dann von
Jubel und Seligkeit erfŸllt sein. Seinen Feinden aber, der ganzen unglŠubigen
Welt, wird dann sein Erscheinen Schrecken einjagen. Das Kommen Jesu Christi
wird fŸr die einen Heil, fŸr die anderen Verwerfung bedeuten. Verwerfung
bedeutet die Wiederkunft des Herrn vor allem fŸr seine Gegner, die ihn
durchbohrt haben. Wie in seinem Ev. (Jo 19,37) weist Johannes hier auf die
Weissagung des Propheten Zacharias (12,10) hin. Die Juden schauten zum ersten
Mal auf Ihn, den Durchbohrten, da Er als ihr vernichteter Feind am Kreuze hing.
Bei seiner Wiederkunft werden sie ihn zum zweiten Mal schauen, aber nun als
Sieger, und da wird sein Anblick ihnen ihr Verbrechen zum Bewusstsein bringen.
Da werden sie erkennen, dass sie ihren Messias und Retter verworfen, ja getštet
haben. Sie und mit ihnen alle Geschlechter der Erde, die durch ihre SŸnden die Ermordung
des Gottmenschen verschuldet haben, werden dann reuevolle Klage erheben um ihn.
Doch ihre Reue und ihr Wehklagen werden dann zu spŠt kommen.
Darum rechtzeitig
zu dem aufschauen, den sie durchbohrt haben und der sich durchbohren lie§,
damit sein Herz als ZufluchtsstŠtte offen stŸnde, um in diesem
erbarmungsvollen, bis zum Šu§ersten liebenden Herzen Gnade und Vergebung zu
finden.
Wie trostvoll
sind da doch jene Verhei§ungen, die Jesus selbst der hl. Margareta Maria
Alacoque fŸr all jene gemacht hat, die sein durchbohrtes Herz dankbar liebend
verehren und die vertrauensvoll aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben.
Diese 12
Verhei§ungen des Heilands fŸr die Verehrer seines durchbohrten Herzens lauten
so:
1.
Ich werde ihnen
alle ihrem Stande notwendigen Gnaden geben
2.
Ich werde ihren
Familien den Frieden schenken
3.
Ich werde sie in
ihrem Leide tršsten
4.
Ich werde ihnen
im Leben und besonders im Tode sichere Zuflucht sein
5.
Ich werde allem,
was sie unternehmen, reichen Segen spenden
6.
Die SŸnder
werden in meinem Herzen eine unerschšpfliche Quelle des Erbarmens finden
7.
Die lauen Seelen
werden eifrig werden
8.
Die eifrigen
Seelen werden rasch zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit gelangen
9.
Ich werde selbst
die HŠuser segnen, in denen das Bild meines Herzens aufgestellt und verehrt
wird
10. Ich werde den Priestern die Macht geben, auch
verhŠrtete Herzen zu rŸhren
11. Die Namen jener, die diese Andacht (z. H.J.)
verbreiten, sollen in meinem Herzen eingeschrieben sein und nie wieder daraus
gelšscht werden
12. Ich werde jenen, die 9 aufeinanderfolgende Monate
hindurch je am 1. Freitag des Monats die hl. Kommunion empfangen, die Gnade der
Beharrlichkeit bis ans Ende verleihen, sodass sie nicht im Stande der TodsŸnde
und nicht ohne Empfang der hl. Sakramente sterben werden.
Mein gšttliches Herz wird ihnen im Augenblick des
Todes eine sichere ZufluchtsstŠtte sein.